Ein hölzernes Wasserrohr aus der Zeit des Dreißigjährigen Krieges ist seit kurzem im Pfinzgaumuseum in Durlach zu sehen. Für seine Ausstellung ließ das Museum eigens eine klimatisierte Glasvitrine anfertigen. Das hölzerne Rohr wurde, zusammen mit einem weiteren Leitungsstück, bereits im September 2015 beim Verlegen neuer Gas- und Wasserleitungen in der Durlacher Marstallstraße entdeckt (s. Artikel zum Thema). Die Rohre entpuppten sich nach einigen Untersuchungen als wichtige Zeugen der Durlacher Geschichte. Nach einer aufwendigen Restaurierung sind sie nun vor dem Verfall gerettet. Das zweite Rohr kommt zunächst ins Depot des Museums. Vielleicht wird es zu einem späteren Zeitpunkt in einem Karlsruher Wasserwerk ausgestellt.
Frühe Zeugnisse der Durlacher Geschichte
„Die beiden gefundenen Leitungsstücke sind tatsächlich von großer stadthistorischer Bedeutung. Die Kiefer, aus denen die Leitungsstücke hergestellt wurden, wurde im Winter 1640/41 gefällt, also während des Dreißigjährigen Krieges. Das zeigte ein dendrochronologisches Gutachten, das von uns in Auftrag gegeben wurde“, berichtet Dr. Alexandra Kaiser, Leiterin des Pfinzgaumuseums. Verbaut wurden die Rohre vermutlich nach dem Ende des Krieges, als in Durlach eine wirtschaftliche und kulturelle Blütezeit begann. Da die Stadt 1689 fast vollständig zerstört wurde, existieren heute nur sehr wenige Zeugnisse aus den Jahren zuvor, in denen Durlach die Residenzstadt der Markgrafschaft Baden-Durlach war. Vergleichbar alte und zugleich vergleichbar gut erhaltene Leitungsstücke aus Durlach waren bislang nicht bekannt. „Die Rohre sind überdies ein Beweis dafür, dass die Durlacher schon seit dem späten Mittelalter Wasser von den natürlichen Quellen am Fuß des Geigersberges mit hölzernen Rohren – so genannten Deichelrohren – in die Stadt leiteten, um sie mit fließendem Wasser zu versorgen. Sie gehören ins Pfinzgaumuseum, damit die Bevölkerung sie besichtigen kann. Daher haben wir sie dem Museum per Schenkung überlassen“, berichtet Prof. Matthias Maier, Leiter des Bereichs Trinkwasserversorgung bei den Stadtwerken Karlsruhe.
Professionelle Restaurierung und spezielle Ausstellungsvitrine
Bevor die Rohre im Museum ausgestellt bzw. im Depot aufbewahrt werden konnten, renovierte Lucie Selb die kostbaren Stücke. „Es ging vor allem darum, die Rohre vorsichtig zu reinigen und dann durch eine kontrollierte Lufttrocknung vor dem Zerfall zu retten“, erläutert die anerkannte Fachfrau für Objektrestaurierungen. Die Kosten übernahmen der Freundeskreis Pfinzgaumuseum und die Stadtwerke Karlsruhe je zur Hälfte. Auch bei der Finanzierung der Ausstellungsvitrine sprang der Freundeskreis ein. „Das Rohr ist vier Meter lang und wiegt rund 220 kg. Für ein solches Stück kann man nicht einfach eine Glasvitrine kaufen. Wir mussten sie eigens anfertigen lassen, zumal die Vitrine auch noch klimatisiert sein muss, damit das Holz erhalten bleibt. Daher bin ich dem Freundeskreis sehr dankbar für die finanzielle Unterstützung“, betont die Museumsleiterin. Auch der Transport des Rohres ins Museum war nicht ganz einfach. „Das Treppenhaus des Prinzessinnenbaus war zu eng, wir mussten das Rohr in den Sommerferien über den Hof der Schlossschule durchs Fenster ins Gebäude hieven. Das war schon knifflig und ging nur mit einem Kranwagen, mit dem uns freundlicherweise erneut die Stadtwerke unterstützt haben.“
Für Günther Malisius, Vorsitzender des Freundeskreises Pfinzgaumuseum, ist klar: "Die Holzrohre, die im letzten Jahr gefunden wurden, geben eine Einblick in die mittelalterlichen Wasserversorgung von Durlach. Wunderbar, dass sie nun mit finanzieller Unterstützung des Freundeskreises Pfinzgaumuseum – Historischer Verein Durlach im Pfinzgaumuseum ausgestellt werden können.“