In direkter Nachbarschaft zur Karlsburg handelt es sich um einen „heiklen, wichtigen Punkt, wo hochwertige Architektur nötig ist“, hob Günther Malisius als Vorsitzender des Historischen Vereins die besondere Bedeutung der Entscheidung hervor. Doch auch im Publikum stellte sich hierbei die Frage: Ist die Entscheidung mit dem durchgeführten Architekturwettbewerb (s. Artikel zum Thema) nicht längst gefallen?
Architektenwettbewerb
Das Ergebnis dieses Wettbewerbs wurde den Anwesenden durch das Stadtplanungsamt, vertreten durch seine Leiterin Prof. Dr. Anke Karmann-Woessner und Georg Gerardi, vorgestellt. 17 Architekturbüros hatten sich mit Plänen daran beteiligt, insbesondere seien hohe Anforderungen an das Raumprogramm, den Brandschutz, Barrierefreiheit und nicht zuletzt an die Bewegungsmöglichkeiten für die Schülerinnen und Schüler gestellt worden, so Karmann-Woessner. Auch die Denkmalschutzbehörde sei im Vorfeld daran beteiligt gewesen.
Rekonstruierter Dienerbau
Dem gegenüber stehen die Wiederaufbaupläne von Stadtbild Deutschland (s. Artikel zum Thema). Sie sehen eine Rekonstruktion des früheren Dienerbaus als Schul- und Veranstaltungsgebäude vor, dessen Reste in den 50er Jahren abgerissen wurden. Der auf traditionelle Bauweise spezialisierte Freie Architekt Eckhard Mackh, der hierfür durch Stadtbild Deutschland beauftragt wurde und ebenfalls seine Pläne präsentierte, betonte: „In diesem Fall ist es keine Rekonstruktion, sondern eine Reparatur.“ Angesichts der Tatsache, dass der Abriss der Pavillons bereits entschieden ist, verdeutlichte Mackh: „So eine günstige Möglichkeit der Stadtreparatur muss man erst mal finden.“
Doch lässt sich ein rekonstruiertes Gebäude aus den 50er als Schule nutzen? Davon ist Mackh fest überzeugt. Der einzige Unterschied zum abgerissenen Bau bestände darin, dass auf einzelne Trennwände verzichtet werden würde, so Mackh. Für die Verbindung zum Hauptbau sieht er eine Rampe vor, als Problem könnte sich eventuell die Lichtsituation im Innenhof erweisen. Auf rund 11,8 Mio. Euro schätzt der Architekt die Kosten, dafür würde der Dienerbau deutlich mehr Volumen als die Wettbewerbsbeiträge bieten und zudem sei eine flexible Nutzung möglich, so Mackh.
Kritik an der Kommunikation
Dr. Gerhard Kabierske, Kenner der Durlacher Stadtarchitektur, war ebenfalls im Publikum und machte seine Bedenken deutlich: „Man wird dem Bau Schaden zufügen, wenn man die Rückfassade freilegt.“ Dies sieht der Gewinnerentwurf vor. Zudem würde der Prinzessinnenbau vom Einkaufszentrum her nicht mehr zu sehen sein. Ein weiterer Durlach-Kenner, Dr. Peter Güß, argumentierte hingegen: „Der Dienerbau war nie als Schauseite geplant gewesen.“ Zudem könne er sich beim Entwurf von Architekt Mackh für das Raumgefühl in Hinblick als Schule nicht begeistern. Hierzu gingen die Meinungen im Bürgersaal auseinander, in einer Sache war man sich jedoch einig: Die Informationsveranstaltung kam ein Jahr zu spät. Erst unmittelbar vor der Präsentation der Wettbewerbsgewinner wurde seitens von Stadtbild Deutschland auf die Situation aufmerksam gemacht. Mit der Einladung zur Wettbewerbsausstellung wurden die Bürger durch die Stadtverwaltung zum ersten Mal „einbezogen“. Die Entscheidung war zu diesem Zeitpunkt schon gefallen. Kein einziger Durlacher Ortschaftsrat war hierbei Mitglied der Jury. Das Argument des Stadtplanungsamts: Man müsse hierfür fachlich qualifiziert, sprich Architekt etc. sein. Doch wo wird dann die Meinung der Durlacher Bevölkerung widergespiegelt? Schließlich muss diese auf viele Jahre hin mit dem Neubau leben.
Fotos/Grafiken: pm/cg