Durlach hat das bauliche Erbe vieler Jahrhunderte in eindrucksvoller Weise bewahrt. Im Pfälzischen Erbfolgekrieg hatten französische Truppen 1689 auch Durlach niedergebrannt. Es wurde danach ein Wiederaufbau unternommen, der, nach markgräflichem Willen, von barocker Ästhetik und Planstadtphantasien durchdrungen war. Neben der gewünschten städtebaulichen Neuordnung sollte auch das Residenzschloss neu entstehen. Als mittelalterliche Stadt konnte Durlach freilich nicht wie auf dem freien Feld geplant werden. Der barocke Ordnungswille des Markgrafen beugte sich schon bald dem Diktat der komplexen Besitz- und Parzellenstruktur, die sich seit der Stauferzeit herausgebildet hat. Immerhin blieb dem Fürsten die Hausgestaltung: Seine Bauvorschrift nötigte die Bürger zum Wiederaufbau nach vorgegebenen Modellhaustypen, die für das heutige Stadtbild noch immer prägend sind.
Gesamtanlage als ganzheitlicher Schutz
Um das überlieferte Erscheinungsbild Durlachs dauerhaft zu schützen und auch in Zukunft auf Veränderungen positiv einwirken zu können, hat die Stadt Karlsruhe auf Empfehlung des damaligen Landesdenkmalamtes im August 1998 eine Gesamtanlagensatzung erlassen.
In den letzten Monaten wurden die denkmalpflegerischen Werte in der Gesamtanlage präzise erfasst bzw. aktualisiert und anschaulich dargestellt. Genau dies ist die Intention des denkmalpflegerischen Werteplans: Hier werden nicht nur die Kulturdenkmale, sondern auch deren wesentlicher Kontext mit erhaltenswerten Gebäuden, Straßenzügen, Plätzen und Grünflächen dokumentiert. In Texten, Karten und Fotos werden alle Elemente, die den historischen, schützenswerten Stadtkern prägen, beschrieben und bewertet. Der denkmalpflegerische Werteplan setzt dabei auf moderne, aber einfach zu bedienende Technik. Als Fachbeitrag des Landesamts für Denkmalpflege für die tägliche Praxis ermöglicht er einen unkomplizierten und schnellen Datenzugriff für alle an der Planung und dem Bau beteiligten Behörden.
In Empfang genommen
„Karlsruhe hat eine wunderbare Altstadt, wenn man Durlach hinzu nimmt“, hob Durlachs Ortsvorsteherin Alexandra Ries bei der offiziellen Übergabe des Werteplans am Dienstag dieser Woche den besonderen Stellenwert hervor. Nicht zufällig wurde hierfür als Ort die Turmbergterrasse gewählt, hat man doch vom Durlacher Hausberg aus einen hervorragenden Blick auf die markante Ringstruktur der Altstadt.
Schwer beeindruckt zeigte sich Ries vom über 400 Seiten umfassenden Werk. Es ist der 31. denkmalpflegerische Werteplan in Baden-Württemberg und neben dem Gutenbergplatz die zweite geschützte Gesamtanlage auf Karlsruher Stadtgebiet. Rund ein halbes Jahr wurde unter Leitung von Dr. Annegret Kaiser dieser erarbeitet. Als Verantwortliche für das Werteplanprojekt beim Landesamt für Denkmalpflege hat sie gemeinsam mit Oberkonservator Dr. Martin Wenz, Gebietsreferent für Karlsruhe, und Stadtkonservator Armin Schulz insgesamt 419 Elemente in Durlach erfasst, die den Charakter der alten Markgrafenstadt prägen. Beispiele hierfür seien der Bereich rund um die evangelische Kirche und den Marktplatz oder auch das Umfeld der Karlsburg, so Landeskonservatorin Dr. Ulrike Plate. Wichtig sei, dass an ihrer Erhaltung aus wissenschaftlichen, künstlerischen oder heimatgeschichtlichen Gründen ein besonderes öffentliches Interesse bestehe.
„Werte wirken nur, wenn man sie verinnerlicht hat“, wies Plate bei der Übergabe hin. Mit dem denkmalpflegerischen Werteplan für Durlach „soll den Eigentümern dieser Wert vermittelt werden“. Wer sich dafür interessiert, kann das Dokument im Onlineangebot der Landesdenkmalpflege Baden-Württemberg downloaden (s. Links). Auch stehen Dr. Martin Wenz und seine Mitarbeiter für individuelle Beratung rund um das Thema Denkmalpflege in Karlsruhe zur Verfügung.