Voran gegangen war nach einem Antrag des Gemeinderates am 26. Februar 1914 ein Beschluss des Bürgerausschusses. Der sah zudem vor, mit der Leitung einen „volkswirtschaftlich gebildeten Hilfsarbeiter der Stadtverwaltung“ zu beauftragen. Wesentliche Grundzüge der damaligen Aufgabendefinition haben das Jahrhundert seit Beginn des Ersten Weltkriegs überdauert. So „die Abfassung und Vermittlung von Nachrichten aus der gesamten Stadtverwaltung an die Presse, die Entgegennahme und Behandlung ihrer Wünsche und Beschwerden oder der Beizug der Presse zu städtischen Veranstaltungen und Festlichkeiten“. Nach wie vor gilt auch: „Alle Mitteilungen gehen der Presse unentgeltlich zu“. Unter Presse waren damals in Karlsruhe sieben größere Zeitungen zu verstehen, die Badische Landeszeitung und Badische Presse, die Badische Warte, der Badische Beobachter, die Karlsruher Zeitung und das Karlsruher Tagblatt sowie der Volksfreund. Dazu kam noch das Durlacher Tagblatt der bis 1938 selbständigen Stadt Durlach. Ende des Zweiten Weltkrieges existierte neben dem Naziblatt „Der Führer“ bis Ende 1944 nur noch die Badische Presse.
Warum Amtsblatt?
Nach dem Zusammenbruch starteten am 1. März 1946 die Badischen Neuesten Nachrichten. Mit kurzzeitigen Ausnahmen sind sie bis heute die einzige Tageszeitung der Fächerstadt geblieben. Mit der Schlagzeile „Warum Amtsblatt?“ tauchte dann am 7. Februar 1947 eine vierseitige Zeitung im DIN-A-4-Format auf. Zu haben war das von Oberbürgermeister Friedrich Töpper herausgegebene Blatt zum Preis von 15 Pfennig. Es sollte ein „Sprachrohr der amtlichen Dienststellen des Stadt- und Landkreises“ sein sowie „Bindeglied zwischen Behörden und Publikum“ mit dem Ziel „gegenseitigen Verstehenlernens“. Wegen der restriktiven Papierzuteilungen durch die Militärregierung habe sich die Tagespresse außerstande erklärt, hieß es im Vorspann des ersten Amtsblattes, „die amtlichen Verlautbarungen im erforderlichen Umfange veröffentlichen zu können“. Daher sei nach einer anderen Publikationsmöglichkeit gegriffen worden. Die erste Ausgabe von Josef Eisele dokumentierte, wie die größtenteils zerstörte Stadt wieder in das Leben zurück zu finden suchte. So erlaubt eine Waffenamnestie straflos Waffen aller Art zurückzugeben, rief die Karlsruher Notgemeinschaft zu Spenden auf, wurde vor unbeleuchteten Baustellen gewarnt und gebeten. „Werft keinen Müll, keine Küchenabfälle in die Straßen und an Schutthaufen!“. Angekündigt wurde aber auch die Gründung einer Abteilung für Opern- und Konzertstudium an der Musikhochschule. Seit 1952 unter Leitung von Hans Gustav Schlenker entwickelte sich das Amtsblatt mit vergrößerter Redaktion schließlich 1974 zu einer ansehnlichen Stadtzeitung. Zu deren wesentlichen Aufgaben gehörte seit jeher auch die überparteiliche Berichterstattung aus dem Plenum und den Ausschüssen des Gemeinderates.
Presse- und Informationsamt
Bereits in den 1950er-Jahren war das Nachrichtenamt zum Presse- und Informationsamt, kurz PIA, geworden. Im Jahre 1976 übernahm Hermann Winkler dessen Leitung. Bis Ende 1996 verfolgte er „mit offen sachlicher Information das transparente Rathaus“, wie ihm beim Abschied Oberbürgermeister Prof. Dr. Gerhard Seiler bescheinigte. Neben der Wochenzeitung gab es nun einen täglichen Pressedienst, der an Zeitungen, Rundfunk und Fernsehen, Korrespondenten, freie Journalisten und Pressestellen von Institutionen ging. Dazu kamen in größeren Abständen die bundesweite „Information aus Karlsruhe“ (INFOKA) und seit 1985 der Bildschirmtext. Im Januar 1996 wurde das Amtsblatt in „Stadtzeitung“ umgetauft. Die vom Manuskript bis zum Druck eigenständige Zeitung erscheint in einer Vertriebsgemeinschaft mit dem Anzeigenblatt „Der Kurier“ und landet kostenlos in einer Auflage von 140.000 Exemplaren freitags in den Karlsruher Haushalten.
Crossmediale Vernetzung
Seit 1997 steht das PIA unter Leitung von Bernd Wnuck. Neue Kommunikationskanäle, gewandeltes Nutzungsverhalten und steigende Erwartungen an Information und Beteiligung stellen das PIA-Team heute vor spannende Herausforderungen. Neben den Kernaufgaben gilt es, auch die crossmediale Verknüpfung von Internetauftritt, Presseportal, StadtZeitung und sozialen Netzwerken, wie Facebook und Twitter, weiter zu entwickeln. Bei alledem stehen Information und Austausch mit den Bürgerinnen und Bürgern im Zentrum – als Voraussetzung für Mitwirkung und Gestaltung des eigenen Wohn- und Lebensumfelds.