Herr Dr. Karl-F. Rittershofer, Mitarbeiter der Römisch-Germanischen Kommission in Frankfurt, einer Abteilung des Deutschen Archäologischen Instituts, wird einen Vortrag über die städtischen bzw. stadtähnlichen Siedlungsformen der Kelten im heutigen Hessen berichten.
Diese gemeinsame Veranstaltung des Förderkreises Archäologie in Baden und des Freundeskreises Pfinzgaumuseum/Historischer Verein Durlach findet statt am
Dienstag, den 7. Januar 2014 um 19.30 Uhr im Bürgersaal des Rathauses in Karlsruhe-Durlach.
Der Eintritt ist frei. Spenden sind gerne gesehen.
Hintergrund
Die Kelten, eines der großen “barbarischen” Völker Mitteleuropas, sind neben den Germanen die erste historisch fassbare, aus antiken Schriftquellen namentlich bekannte Stammesgemeinschaft archäologischer Kulturen in unserer Region. Ihre politischen Strukturen, religiösen Vorstellungen und ihre faszinierende Kunst erweisen sich in zahlreichen archäologischen Quellen als ebenbürtig neben den Hochkulturen Griechenlands und Roms. Im nordwestlich von Frankfurt gelegenen Teil Hessens, dem Hochtaunus, sind besonders imposant die Höhenbefestigungen der frühen Kelten des 6. und 5. Jahrhunderts und ihre Stadtkultur, die sog. Oppidazivilisation des 2. und 1. vorchristlichen Jahrhunderts.
Am Ende der Bronzezeit und in der Eisenzeit sind die gesellschaftlichen, politischen und religiösen Veränderungen in Mitteleuropa in kurz aufeinander folgenden Innovationshorizonten in zahlreichen archäologischen Fundstätten nachweisbar. Intensive Verbreitung von Streitwagen, die mit einer neuen Waffentechnologie verbundene Einführung der Eisenverarbeitung sowie weitreichende gesellschaftliche Gliederungen hin zu einem Feudalsystem, das sich in religiös-politisch geprägten Machtzentren mit einer Fürstenschicht an der Spitze ausdrückt, führt zur Errichtung von Befestigungsanlagen, befestigten Fürstensitzen und am Ende dieser Entwicklung zu ersten Großstädten mit Stadtmauern als gesellschaftliche Gemeinschaftsleistungen.
Vor den Toren Oberursels erstreckt sich über zwei Taunushöhen eine Großstadt von 130 Hektar Fläche mit 10 km Stadtmauern und 6 Stadttoren, die in der Antike einer mehrere Tausend Einwohner zählenden Bevölkerung sowie den Bewohnern der umliegenden Dörfer Schutz boten. Die hervorragende Lage veranlasste die keltischen Machthaber, hier ihr Herrschaftszentrum über weite Teil des Rhein-Main-Gebiets zu errichten. Mit seiner derzeit durch zahlreiche Neuentdeckungen immer besser dokumentierten riesigen Vorstadt, die durch ein eigenes Wallsystem gesichert ist, erreicht die Siedlungsfläche dieses Oppidums eine Dimension, die einen Größenvergleich mit den antiken Weltstädten Rom und Athen erlaubt.