Millionenfach werden sie bewundert, die Ruinen altertümlicher Kunst wie auf der Akropolis in Athen oder den Überresten des alten Roms. Gezeichnet durch den Zahn der Zeit bröckeln sie, brechen sie und geben ihr wahres Alter durch ihren für uns trotzdem faszinierenden Anblick Preis. Genau aus diesem Grund wohl pilgern Touristen und Kulturinteressierte zu diesen Stätten um sich an den Bauweisen und den epochenspezifischen Eigenheiten zu erfreuen.
Geht es allerdings um zeitgenössische Kunst, so erwarten wir doch, die Werke möglichst lange in ihrem Originalzustand bewundern zu dürfen, keine Ruinen vorzufinden, sondern den wahren Charakter des Objekts erfassen zu können. Karlsruhe, genauer gesagt Durlach beherbergt seit nunmehr einem Jahr ein Kunstwerk, das es in dieser Form weltweit nur einmal gibt. Es handelt sich dabei um eine Steinskulptur des Durlacher Künstlers Oli Stefani, der in mehrjähriger Planungs- und Produktionszeit das „erste dreidimensionale Fingerlabyrith“ entwickelt und in Stein gemeißelt hat.
Im vergangenen Jahr konnte der Stein dank einer großzügigen Unterstützung der Sparkassen Kulturstiftung im Durlacher Schlossgarten aufgestellt werden. Er ist Teil des ebenso neu angelegten Lapidariums, einer Sammlung verschiedener Kunstwerke im öffentlichen Raum. Am vorvergangenen Wochenende aber viel der Labyrinthstein mutwilligem Vandalismus zum Opfer. Bisher unbekannte Täter rissen den Stein aus seinem Fundament, der kippte um und zerbrach in zwei Teile. „Der Stein war in den Boden zementiert und zusätzlich verdübelt, das rempelt man nicht einfach mal so nebenbei um“, stellt Stefani klar. „Da müssen mehrere Personen schon längere Zeit und mit größter Kraftanstrengung rütteln, um das Objekt buchstäblich aus der Fassung zu bringen“, so der 52-jährige Künstler weiter.
Fassungslos stand er dann auch sonntags vor den Trümmern seiner Arbeit, denn damit hätte keiner rechnen können. Mitarbeiter des Gartenbauamt kamen gleich montags an Ort und Stelle um das Kunstwerk zu bergen. Das Stadtamt Durlach, Eigentümer des Objekt, erstattete Anzeige gegen Unbekannt, was aber laut Polizeiangaben in den wenigsten Fällen zur erfolgreichen Ermittlung der Täter führe. Stefani, der in das Labyrinth viel Zeit, Kreativität und Energie steckte will sich mit dieser Antwort nicht zufrieden geben.
Aus diesem Grund wird er nun selbst aktiv. Mit der Verteilung von Flyern und Plakaten die im Schlossgarten aufgehängt werden und einer Belohnung von 500 Euro die er aus eigener Tasche notfalls bezahlen will, startet er nun einen Aufruf, um sachdienliche Hinweise zur Tat in Erfahrung zu bringen und vielleicht eine heiße Spur zu finden die zur Aufklärung führt. „Im Wilden Westen hätte man ein Kopfgeld ausgesetzt“, so Stefani dem die Sinnlosigkeit eines solchen Verbrechens nicht begreifbar ist. Der Durlacher will damit ein Zeichen setzen, dass den Tätern Konsequenzen drohen und dies nicht einfach nur ein Jungenstreich ist. Bei der Aktion erhofft er sich durchaus auch Hinweise aus diversen Kreisen die nachts den Durlacher Schlossgarten als Treffpunkt nutzen.
Wer also sachdienliche Hinweise zur Tat beisteuern kann, sollte dies über eine eigens dafür geschaltete Handynummer tun. „Die Anonymität der Anrufer und der vertrauliche Umgang mit den Informationen bleibt garantiert gewährleistet“, versichert Stefani. Es gehe ihm lediglich darum, dass Kunst im öffentlichen Raum wieder die Wertschätzung genießen dürfe, die sie verdient.