Man will es kaum glauben! Ein halbes Jahrhundert ist es bereits wieder her als in Durlach diese später weit über Baden-Württemberg hinaus bekannte Dixielandband gegründet wurde.
In der dortigen Friedrichschule weckte der damalige Kunstlehrer Erich Trüb bei einigen Schülern das Interesse für Rhythmus, Perkussion und Dixieland. Im Werkuntericht wurde aus alten Heringsfässern und ähnlichen Materialien ein komplettes Schlagzeug gebaut. Einige Schüler machten beim Musikverein ihre ersten "Gehversuche", andere wiederum lernten ihr Instrument durch "learning by doing" einigermaßen zu beherrschen. Aber wir waren mit einer wahren Begeisterung dabei. Selbst in unserer Freizeit, wenn nachmittags kein Untericht war, sind wir oftmals in der Schule gewesen und haben geprobt. Und stets war unser "Entdecker und Förderer", Lehrer Trüb, mit dabei. Natürlich er ebenso seine Freizeit opfernd. Ab und zu spielte er gar den Kontrabass oder die Gitarre in unserer Band. Bass musste er sich zu der Zeit erst noch selbst beibringen. So nahm unsere Band langsam Form an, und wir hatten beim Schulabgang 1963 ein Repertoir von immerhin 17 Dixieland-Titeln, welche bei einigen Schul- und öffentlichen Auftritten zum Besten gegeben werden konnten.
Nachdem wir die Schule verlassen hatten, stellte sich die Frage: wo proben wir zukünftig? "WeWe" Weber hatte die zündende Idee und seine Mutter nichts dagegen - in Mutter's Waschküche. Somit war auch zugleich die Namensgebung für die immer besser swingende Jugenddixieband geklärt - die "Mama's Washhouse Stompers" waren geboren. Fast alle Bandmitglieder waren damals noch keine 18 Jahre alt, und so musste bei manchen Gigs noch ein Elternteil von einem von uns anwesend sein.
Bald darauf, etwa 1964/65, kam der erste personelle Umbruch. Sängerin Christa Koppenhöfer bekam Nachwuchs, und wir mit Peter Trüb einen neuen Banjospieler sowie mit Walter Keppner einen neuen Posaunisten. Beide waren etwa drei Jahre älter als wir und hatten schon in der Dixieband des Markgrafengymnasiums in Durlach - den "Hot Chickens" - gespielt. Also echte Verstärkungen. Unser bedeutendster Auftritt damals war auf der Seebühne im Karlsruher Zoo im Rahmen der Bundesgartenschau 1967.
Danach fiel die Band in ihrer Originalbesetzung zum Teil auseinander. Man musste zur Bundeswehr, andere verschlug das Studium nach Berlin. Doch die Band existierte weiter mit neu hinzugekommenen Musikern und formierte sich 1969 völlig neu.
Mit neuer Besetzung ab 1969
Zu Stolz, P. Trüb und Grub kam zwischenzeitlich Hans Peter Schucker und von der Karlsruher "Crawfish"-Band mit Peter Clev ein erfahrener Jazzer neu dazu. Zunächst probte man eifrig einmal die Woche in der Durlacher Festhalle. Das erste Engagement fand im damaligen Karlsruher Jazz Club "Werkstatt 68" in der Lessingstraße statt. Weitere Auftritte folgten. So spielte die Band bei der Mittwochsparty im Studio Karlsruhe des SDR in der Kriegstraße, beim 1. Oldtime Jazz Meeting in Biel (Schweiz) und beim jährlich stattfindenden Karlsruher Jazz Meeting (1969 - 1971) in der Stadthalle. Diese Konzerte wurden anschließend im SDR und SWR ausgestrahlt.
1971 wurde der neue Probenraum in der Karlsruher Waldstadt eingeweiht und 1972 kam die erste LP heraus, um den musikalischen Stand zu dokumentieren. Mittlerweile war die Band in Karlsruhe so populär, dass fast kein Fest ohne die Stompers stattfand. Die BNN schrieben damals in einem Artikel: "Ehemalige Schülerband heute eine der beliebtesten Jazzformationen Süddeutschlands". Der SDR engagierte sie oft für Live-Sendungen, und die Stadt Ettlingen nahm sie als Maskottchen mit nach Groningen (Holland) zur internationalen Vorentscheidung bei "Spiel ohne Grenzen". Zurück in Karlsruhe traten die Stompers im Konzerthaus auf bei "Ein Platz an der Sonne" (ARD Fernsehlotterie) zusammen mit Peter Horton, Helga Feddersen, Dunja Rajter, Mike Krüger, Hoffmann & Hoffmann, Schobert & Black u.a.
1976 folgte dann die zweite LP: "I've Found A New Baby". Und in der Festhalle in Durlach wurde der 15. Geburtstag der "Mama's" zusammen mit der Band von Rod Mason aus Großbritannien gefeiert. Ein weiterer Höhepunkt waren 1978 drei Konzerte mit dem amerikanischen Trompeter Wild Bill Davison. Die Stompers kannten ihn von zahlreichen Aufnahmen, die er mit Musikern aus Chicago und New York gemacht hatte und freuten sich sehr, mit ihm zu spielen, hatte er doch Jazzgeschichte geschrieben. Die Auftritte im Karlsruher Jazz Club, im Badischen Staatstheater und im legendären Pforzheimer Jazzkeller in der Rudolfstraße wurden ein großer Erfolg.
Die Washhouse Stompers
Ende der Siebziger Jahre nannte sich die Band dann nur noch Washhouse Stompers. Als im Januar 1980 der traditionelle Neujahrsempfang der Stuttgarter Landesregierung zum ersten Mal nicht im Stuttgarter Schloss, sondern in der Karlsruher Schwarzwaldhalle stattfand, durften die Stompers natürlich nicht fehlen.
Anfang der achtziger Jahre, das letzte Gründungsmitglied und zwei weitere langjährige Mitglieder hatten die Band verlassen, gab es eine zweite Zäsur. Ab diesem Zeitpunkt spielten bei den Stompers neben den zwei festen Mitgliedern aus Karlsruhe Musiker aus Heidelberg und Stuttgart. 1983 flogen sie auf die Kanarischen Inseln und traten dort für zwei Wochen im Club Aldiana auf. Ein Jahr später ging's für den gleich Club auf die Insel Kreta. Mitte der achtziger Jahre war die Band des öfteren in Baden-Baden zu hören. Sie trat beim Stadtfest auf, bei Feiern im neuen Schloss, im Golfclub, bei Frieder Burda und in den Steigenberger Hotels.
Rechtzeitig zum 25jährigen Jubiläum 1986 erschien dann beim britischen Label "Black Lion" die dritte LP der Washhouse Stompers: "There'll Be Some Changes Made" mit Trompeter Andy Lawrence. Andy hatte der Band noch einmal neue "Flügel" verliehen, denn sie spielte in dieser Besetzung mit enormem Drive. Der 25. Geburtstag der Stompers wurde zunächst im August mit allen ehemaligen Mitgliedern der Band bei der Turnerschaft Durlach auf der Hub gefeiert, und im September des gleichen Jahres veranstalteten die "Stompers" zu ihrem Geburtstag noch einen Jazzbandball im "Kühlen Krug" zusammen mit dem Trompeter Rod Mason und einer weiteren Band aus Stuttgart. 1988 spielte die Gruppe zum letzten Mal auf der Landesgartenschau in Ettlingen. Die zwei letzten festen Mitglieder der Stompers aus der Besetzung von 1969 gingen ab diesem Zeitpunkt getrennte Wege.