Die ersten beiden Konzerte der 18. Durlacher Orgelnacht, die am Samstag, den 29. April 2017 um 19 Uhr in der Stadtkirche Durlach beginnt, schweben klanglich zwischen Morgen- und Abendland. Zu Beginn trifft unter dem Titel „Shalom“ (Frieden) Kirche auf Synagoge. Die erste Orgel in einer Synagoge wurde erst Anfang des 19. Jahrhunderts erbaut. Zeitgleich erlebte die die synagogale Musik eine Blütezeit und wurde erstmals schriftlich überliefert. Der Holocaust setzte dieser reichen musikalischen Tradition ein gewaltsames Ende. Semjon Kalinowsky (Bratsche) widmet sich als Arrangeur, Herausgeber und Musiker der Wiederentdeckung verloren gewähnter musikalischer Schätze. In Durlach wird er gemeinsam mit dem Organisten Paul Kayser musizieren. Dieser Programmteil entstand in Kooperation mit der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Karlsruhe.
Im Anschluss erklingen ab 20 Uhr arabisch-christliche Melodien in Jazz-Arrangements für Trompete, Orgel und Nay-Flöte. Die Nay ist ein im gesamten mittleren Osten verbreitetes Instrument, das meistens aus Rohr gefertigt wird. Mohamad Fityan ist in seiner syrischen Heimat einer der bekanntesten Nay-Spieler des Landes. In diesem Konzert begegnet er dem Duo ZIA mit Marcus Rust an der Trompete und Christian Grosch an der Orgel. Die Musiker kombinieren mittels arabischer und westlicher Improvisationen ihre unterschiedlichen musikalischen Hintergründe zu einem eigenen Klang. In diesem präsentieren sie u. a. Melodien aus Syrien, dem Iran und ein Friedenslied aus Palästina.
Orgel pur lautet die Devise ab 21 Uhr. Patrick Fritz-Benzing, Bezirkskantor der Erzdiözese Freiburg mit Dienstsitz in St. Stephan (Karlsruhe), präsentiert Werke von Bach, Reger, Jongen, Muschel und Messiaen. Im letzten Konzertteil ab 22 Uhr erklingen Werke für Oboe und Orgel von Krebs, Rheinberger und Dubois, die von Elisabeth Münz (Oboe) und Johannes Blomenkamp (Orgel) präsentiert werden.
Die Durlacher Orgelnacht, die in jedem Jahr von der Kirchenmusikstiftung „Continuo“ präsentiert wird, bietet zu jeder vollen Stunde ein Konzert in hochkarätiger Besetzung. In den Pausen besteht die Möglichkeit, bei einem kleinen Snack und einem Getränk mit den Musizierenden ins Gespräch zu kommen, oder sich untereinander über das gerade Gehörte auszutauschen. Der weite Bogen zwischen traditioneller Orgel-Literatur und neuen Formen des Musizierens auf der Königin der Instrumente gehört seit dem Bestehen der Orgelnacht zum guten Ton. Die Besetzung Orgel plus gewann im Laufe der Jahre zunehmend an Beliebtheit beim Veranstalter, den Ausführenden und Publikum.