Ab Mai 2011 zeigt das Museum die Ausstellung „Gritzner: Nähmaschinen, Fahrräder und Motorräder aus Karlsruhe-Durlach“.
Es war einmal...
eine Firma aus Durlach deren Produkte heute noch in Sammlerkreisen weltweit gesucht sind. Manch ein Karlsruher wird sicher noch eine ererbte Gritzner Nähmaschine hüten - seinerzeit eine wahre Meisterleistung technischer Innovation.
Aber da gab es noch ein weiteres Standbein der einst größten badischen Fabrik, Fahrräder, Mopeds, Motorroller und bereits 1903 ein Motorrad.
Dieser Bereich von Gritzner erhält demnächst im Karlsruher Verkehrsmuseum besondere Aufmerksamkeit. Wer noch Dokumente, Fotos, Prospekte, Bilder aus der Fahrzeugproduktion hat kann zu dieser Ausstellung beitragen. Nähere Informationen jeden Sonntag von 10-13 Uhr im Verkehrsmuseum Werderstraße 63 oder unter Telefon 31506.
Hintergrund
Die Geschichte der Firma Gritzner in Karlsruhe-Durlach beginnt im Jahre 1872 mit der Herstellung von Nähmaschinen. Diese US-amerikanische Erfindung hat Firmengründer Max Carl Gritzner (* 12.4.1825 Wien, † 10.9.1892 Durlach) sehr wahrscheinlich während eines mehrjährigen USA-Aufenthaltes kennen gelernt. Gritzners Ingenieurstalent sind in den folgenden Jahren zahlreiche Verbesserungen in der Nähmaschinentechnik zu verdanken. Als seine wichtigste Erfindung gilt der 1879 patentierte zweimal umlaufende Greifer ohne Brille.
Fahrräder
Im Jahre 1897 kommt zur gleichmäßigeren Auslastung der Produktionsanlagen die Fertigung von Fahrrädern hinzu. Dies war auch bei anderen Nähmaschinenherstellern eine gängige Praxis, denn im Frühjahr ging der Kauf von Nähmaschinen zurück, wohingegen Fahrräder stärker gefragt waren. Zu Beginn der kalten Jahreszeit war es wieder umgekehrt.
Motorräder
Bereits 1903 wagt man als eine der ersten deutschen Firmen überhaupt den Schritt in die Motorradproduktion. Die Maschinen sind mit Motoren der Aachener Fafnir-Werke ausgestattet und werden in 3 Varianten (2¼, 2¾ und 3½ PS) angeboten. Rennerfolge der technisch unveränderten Serienmodelle belegen deren Zuverlässigkeit. Die Produktion wird jedoch schon 1914 wieder eingestellt. Auffällig ist die starke Exportorientierung aller Gritzner Erzeugnisse: Zeitweise gehen 80 % der Produktion ins Ausland. Mitten in der Wirtschaftswunderzeit (1952-54) entschließt sich die Firma nochmals zum Bau von Motorrädern, wobei stark konfektioniert wird. Es sind 3 Modelle mit Einzylinder-Zweitaktmotoren von Fichtel & Sachs mit 98, 147 und 174 ccm Hubraum im Angebot. In den fünfziger und sechziger Jahren werden Fahrräder mit Hilfsmotor, Brummi (40 ccm Eigenbaumotor und 50 ccm F&S-Motor) gebaut. Die aus der Konkursmasse der Nürnberger Mars-Werke hervorgegangenen Mopeds Milano und Monza sorgen Anfang der 60er Jahre bei der Jugend nochmals für Furore.